Technikseminar mit Karin Zeh, Audiotherapeutin (DSB) und Technikfreak

vom 2. - 4.Juli 2021im Tagungszentrum KVJS Herrenberg-Gültstein (BaWü)

Thema: Auf Kriegsfuß mit Kabeln, Steckern, Zusatztechnik? Lust neue Techniken ausprobieren?

Unter diesem Motto stand das diesjährige Technikseminar des CI-Verbandes BaWü im ruhiggelegenen, barrierefreien Tagungszentrum KVJS Herrenberg-Gültstein nahe Böblingen. Geführt wurde dieses Seminar (the same procedure as every year) von Karin Zeh, CI-Trägerin und Audiotherapeutin (DSB) in der Rehaklinik Bad Nauheim. Sie bezeichnete sich als Technikfreak und geduldige Seminarleiterin, denn sie würde es auch hundertmal das Gleiche erzählen, bis man es begriffen hat. 

Am ersten Abend fand die Vorstellungsrunde statt, in der jeder Teilnehmer sich selbst und seine Hörsysteme vorstellen sollte und was er vom Seminar erwartete. Wie nicht anders zu erwarten war, war das Thema Telefonieren ein großes Anliegen der meisten Teilnehmer. 

Karin Zeh hatte aber noch andere Inhalte im Gepäck. Und siehe da, einige Themen waren manchen Teilnehmern nur halb oder so gut wie gar nicht bekannt wie zum Beispiel:

• Wecksysteme und Rauchmelder

• T-Spule und Induktionsschleife 

• „neutrale“ Audiosysteme

• digitale Übertragungssysteme (z.B. Anwendung Zubehör der CI- Hersteller) 


Mit im Gepäck war eine große Ausstattung an technischen Zubehör (Karins Auto war bis oben hin vollgepackt).

Karin Zeh hat den Vortrag auf die Hörsysteme und Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt. Dieser wurde in vier Teilvorträge aufgeteilt: 

Teil 1: Lichtsignalanlagen und Wecksysteme- 

Teil 2: T-Spule / Induktionsschleifen / TV & Musikhören 

Teil 3: digitale Übertragungssysteme

Teil 4: Telefon und Zubehör 

Nach jedem Teilvortrag kam immer ein praktischer Teil, in dem die Teilnehmer die Möglichkeit hatten, individuelle Fragen zu dem vorangegangenen Thema mit der Referentin und ihren technisch versierten Helferinnen, beide CI-Trägerinnen (eine mit Cochlear und die andere mit MED-EL versorgt) zu besprechen. Parallel konnten die Teilnehmer in aller Ruhe die technischen Möglichkeiten mit verschiedenen Zusatzgeräten probieren. 


Erstaunlich war, dass die meisten Teilnehmer das Wecksystem und die Rauchmelder nicht kannten und dass diese auch ein Teil der Lichtsignalanlage sein können, deren Kosten die Krankenkasse auch übernehmen. Einige Teilnehmer befürchteten, dass sie vom Blitzlicht des Weckers nicht wach werden und waren teilweise überrascht, dass man unter der Matratze ein Vibrationskissen legen oder, extra für die Extremtiefschläfer, eine Vibrationsanlage installieren kann. Beim Letzteren kann es laut Karin schon sein, dass man mitten im Tiefschlaf „vor lauter Schreck aus dem Bett fällt“. Sie hat hier aus eigener Erfahrung gesprochen, weil sie jemanden in ihrer direkten Nähe kennt, der so eine Anlage unter der Matratze hat. 

In dem anschließenden Praxisteil hatten wir erproben können, wie stark ein Vibrationskissen sein kann. Es hüpfte wie ein Ball auf dem Tisch herum! Das fragte man sich schon, wie stark ist dann die Vibrationsanlage. 



Man kennt es ja schon, das ewige Thema T-Spule und Induktionsschleifen. Karin ging hier verstärkt im Vergleich zu der Wireless-Technologie auf die Vorteile von Induktionsschleifen und der T-Spule ein. 

Für die mischversorgten Hörsystemträger, (z.B. Hörgerät und CI) zeigte sie Hörlösungen auf, wie man mit zwei verschiedenen Hörsystemen und einer (mobilen) Induktionsschleife Fernseher, Telefon und Smartphones nutzen kann. 

Beim Thema „digitale Übertragungssysteme“ ging Karin explizit in Theorie und Praxis auf die Anwendungen des Zubehörs von den CI Hersteller und der Zusatztechnik des Rogersystems von Phonak ein. Der Unterschied „Empfänger“ und „Sender“ wurde erklärt, und das wurde in einer praktischen Vorführung mit dem Roger Select und verschiedenen Empfängern wie Roger 21, Minimic mit Roger X und Induktionsschleife myLink verdeutlicht. 


Beim letzten Thema „Telefon und Zubehör“ wurde alles angesprochen, angefangen von Spezialtelefonen über Telefonieren mit T-Spule, Induktiven Headsets, Streamern und sonstigen Hilfsmitteln.

Wieder einmal wurde deutlich, wie wichtig Technikseminare für Hörsystemträger sind und dass diese von neutralen Referenten durchgeführt werden, am besten noch, wenn sie selbst betroffen sind.

Karin erwähnte schon zu Beginn des Seminars, dass die Technik immer „komplizierter und vielfältiger“ wird, dass man immer dranbleiben muss, sonst verliert man den Anschluss. Trotz allem schaffte sie es, ihr Wissen mit Kompetenz, Souveränität, Neutralität und humorvollen Anekdoten an die Teilnehmer zu bringen.    

Sicher sind die Teilnehmer nun keine Technik-Experten geworden. Aber jede/r ist nun einen großen technischen Schritt weitergekommen.


Andrea Muschalek

Die Fotos wurden uns freundlicherweise für diesen Artikel vom CIV BaWü zur Verfügung gestellt.